Haushaltszucker vs. Stevia

Immer mehr Menschen tauschen ihren Haushaltszucker gegen Stevia ein. Das ist auch der Grund warum man Stevia mittlerweile in jedem Supermarkt finden kann.

Aber warum ist das so?

Unser altbekannter Haushaltszucker hat einen „schlechten Ruf“. Er gilt als künstlich und ungesund, was wiederum den Wunsch der Gesellschaft nach einer gesünderen Alternative in den Vordergrund gerückt hat. In Zeiten von Kalorien zählen und den Wunsch nach einer natürlichen und vor allem gesunden Ernährung. Aber ist Stevia wirklich natürlicher und gesünder?

Um diese Frage beantworten zu können, muss man sich die Herstellung anschauen. Ich denke die Meisten kennen in Grobzügen die Herstellung von Zucker. Und die ist industriell, weshalb unser Haushaltszucker auch oft Industriezucker genannt wird. Und eines gleich vorne weg: Auch Stevia wird industriell hergestellt.

Aber von vorne…

Beide Rohprodukte stammen vom Feld. Während unser Haushaltszucker aus Zuckerrüben hergestellt wird, ist die Süßkrautpflanze der Ausgangsrohstoff für die Steviaproduktion. Wobei man unterscheiden muss, wo die Anbaugebiete sind. Zuckerrüben wurden und werden in Deutschland angebaut. Die Süßkrautpflanze hingegen wird im Ausland, wie Südamerika und Asien, aber auch zunehmend in Europa wie Portugal und Frankreich angebaut.

Für die Herstellung unseres Haushaltszuckers werden die Zuckerrüben vom Feld zu erst gereinigt, zerkleinert und anschließend der Zucker extrahiert. Die Extraktion findet dabei mit Hilfe von heißen Wasser statt. Bis hierher ist die Herstellung noch frei von „künstlichen“ Stoffen. Aber durch die reine Extraktion hat man noch keinen Haushaltszucker, sondern „nur“ den Rohsaft. Dieser enthält aber sehr viel ungewünschte Stoffe, welche mit Hilfe von Kalkmilch entfernt werden. Kalkmilch ist Calciumhydroxid und wie viele sich denken können, ein Produkt welches nicht natürlich vorkommt sondern industriell hergestellt werden muss. Und genau hier fängt die von vielen Verbrauchern kritisierte „künstliche“ Herstellung von unserem Haushaltszucker an. Oftmals wird mit Calciumhydroxid richtigerweise Kalk in Verbindung gebracht, was wiederum mit Bausubstanzen in Verbindung gebracht wird aber nicht mit Lebensmitteln. Diese Kalkmilch dient jedoch lediglich als Hilfsstoff zur Reinigung des Zuckers und nicht als Zutat. Wenn man die Zuckerherstellung aufgrund des Einsatzes von Kalkmilch als künstlich ansieht, dann hat man sich noch nie den gesamten Herstellungsprozess angeschaut. Denn dieser ist alles andere als natürlich. Der gereinigte Rohsaft wird in mehreren Prozessschritten eingedampft und damit zu Dicksaft eingedickt, welcher wiederum in Kristallisationsapparaten raffiniert wird.

Und hier sind wir schon beim nächsten hochgradig ungewollten Begriff für gesunde, natürliche Lebensmittel: Raffination. Denn eine Raffination ist immer ein technisches Verfahren um ein Rohstoff zu reinigen, zu veredeln, zu trennen oder zu konzentrieren und dies ist oftmals auch mit bestimmten Hilfsstoffen verbunden, welche wiederum rein industriell erzeugt werden.

Die Süßkrautpflanze enthält Glykoside. Das sind zuckerähnliche Pflanzeninhaltsstoffe, welche über eine entsprechende Aufbereitung aus der Süßkrautpflanze gewonnen werden. Für dessen Gewinnung ist ebenfalls eine Extraktion mit Hilfe von Wasser nötig. Die so gewonnene Flüssigkeit wird anschließend ebenfalls von ungewollten Stoffen gereinigt. Diese Filtration wird mit Hilfe von Alkohol durchgeführt. In der weiteren Aufbereitung und Gewinnung der reinen Stevioglykoside wird ebenfalls eine Raffination der wässrigen Lösung mit Hilfe von Salzen und Harzen durchgeführt. Also kommen auch bei der Steviaherstellung chemische Hilfsstoffe zum Einsatz.

Unterm Strich wird sowohl aus Zuckerrüben als auch aus der Süßkrautpflanze mit Hilfe von technischen Prozessen und chemischen Hilfsstoffen das Endprodukt gewonnen. Sind es deswegen künstliche Produkte? Schaut man sich die Definition von künstlich an, muss man diese Frage mit „ja“ beantworten. Denn künstlich bedeutet laut Wikipedia „nicht natürlich, sondern mit chemischen und technischen Mitteln hergestellt“ sowie „nicht auf natürlichem Wege, sondern mithilfe von Geräten oder Apparaten hegestellt“.

Damit ist die Behauptung, dass Stevia natürlicher ist als unser Haushaltszuckern eindeutig widerlegt.

Ich persönlich mache einen Unterschied zwischen künstlich und synthetisch, auch wenn viele Kritiker hier keinen Unterschied sehen. Für mich ist es entscheidend, ob ein Produkt Rohstoffe natürlichen Ursprunges hat. Wenn dies nicht der Fall ist und die Rohprodukte im Labor entstehen, dann handelt es sich für mich persönlich um ein rein synthetisches Produkt, was meiner Ansicht nach nichts mit einem Lebensmittel zu tun hat.
Aber letztendlich liegt es in der Betrachtungsweise eine jeden selbst. Menschen, welche sich rein von natürlichen Produkten ernähren wollen, werden sowohl den gewöhnlichen Haushaltszucker als auch das Stevia nicht zu sich nehmen.

Kommen wir nun zur Behauptung, dass Stevia ein gesunder Zuckerersatz ist.

Stevia hat zwar eine deutlich stärkere Süßungskraft als Zucker, ist aber im Gegensatz zu Zucker kalorienarm. Ursächlich hierfür sind die Stevioglykoside, welche nicht als Energieträger im Körper wirken. Genau diese Eigenschaft, macht das Stevia für Sportler sowie abnehmwillige Menschen so interessant. Des Weiteren wirkt Stevia nicht auf den Blutzuckerspiegel ein, wodurch es ein idealer Zuckerersatz für Diabetiker ist. Denn die Stevioglykoside werden im Körper nicht zu Säuren abgebaut. Dies ist auch der Grund warum Stevia zahnfreundlicher als Zucker ist. Denn unser gewöhnlicher Haushaltszucker wird im Mundraum zu sauren Bestandteilen umgewandelt, welche wiederum die Zähne angreifen und die Entstehung von Karies fördern.

Die empfohlene Tagesaufnahme liegt bei etwa 10mg pro Kilogramm (Quelle: www.steviaratgeber.de), wobei die Süßungskraft von Produkt zu Produkt stark abweichen kann. Man muss immer bedenken, dass Stevia 300 bis 450mal süßer ist als Zucker. Daher sollte man sich Stück für Stück herantasten. Des Weiteren gilt es zu beachten, dass Stevia grundsätzlich einen lakritzeähnlichen, bitteren Beigeschmack hat. Auch dies variiert von Produkt zu Produkt und muss letztendlich vom Verbraucher ausgetestet werden.

Es gibt aber auch Wissenschaftler, welche Stevia gegenüber kritisch argumentieren. So sei Stevia in höheren Dosen giftig oder sogar die Fruchtbarkeit beeinträchtigen sollen. Die Studien hierzu hat man an Ratten durchgeführt.

Somit ist man sich bei dem Punkt Gesundheit teilweise uneinig. Ich persönlich sehe die gesundheitlichen Vorteile als vorrangig und glaube, dass die negativen Eigenschaften erst in so hohen Dosen ausschlaggebend sind, dass es wiederum zu vernachlässigen ist.

Schauen wir uns zum Schluss noch die Kennzeichnung von Stevia an. Im Gegenteil zu Zucker, was auch als Zucker wortwörtlich auf Verpackungen ausgewiesen wird, wird Stevia auf Verpackungen als „Süßstoff E 960“ oder „Süßstoff Steviogylcoside“ ausgewiesen. Hintergrund davon ist die die Zulassung von Stevia als Zusatzstoff seit 2011, wodurch es auch als solcher gekennzeichnet werden muss.

Ziehen wir also ein Resumee: Stevia ist hinsichtlich seiner Herstellung genau so künstlich, aber hinsichtlich seiner Wirkungsweise im menschlichen Körper deutlich gesünder als der gewöhnliche Haushaltszucker. Da Stevia aber anders schmeckt und vor allem deutlich süßer ist als Zucker, muss sich der Verbraucher hinsichtlich der Verwendung und vor allem Dosierung langsam herantasten.

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