Acrylamid – Unwissenheit schützt vor „Schaden“ nicht

Unwissenheit schütz vor „Schaden“ nicht!

Ich wähle bewusst den Begriff „Schaden“ und setze ihn bewusst in Anführungszeichen, da es bisher noch keinen humanen Beweis für die Entstehung von Krebs aufgrund von zu hohen Acrylamidgehalten gibt.

Für mich persönlich ist es nicht zwingend notwendig einen humanitären Beweis zu haben. Unserer aller Entscheidungen beruhen oftmals auf Erfahrungen aus der Vergangenheit. Und ich denke, dass es gerade im Bereich der Krebsforschung noch unendlich viele unerforschte Ursachen gibt, von denen wir heute nur ansatzweise eine Ahnung haben, wenn wir überhaupt eine Ahnung haben.

Auch die Theorien und Studien, welche Dosis notwendig ist um eine karzinogene Wirkung zu haben, ist für mich nicht entscheidend. Denn meines Erachtens nach ist die Summe aller Dinge maßgeblich. Ich glaube, dass mehrere Quellen über einen langen Zeitraum die Summe und damit Ursache für bestimmte Krankheiten sind.

Daher bin ich der Überzeugung, dass es nicht von Nachteil sein kann, bewusst zu leben und dazu gehört meines Erachtens nach auch die Sensibilität zu bestimmten Stoffen zu haben. Und wenn ich von Stoffen spreche meine ich die sogenannten Kontaminanten. Also alle Stoffe, welche dem Lebensmittel nicht bewusst zugegeben werden, sondern jedoch als Folge der Gewinnung, Fertigung, Verarbeitung, Zubereitung, Behandlung, Aufmachung, Verpackung, Beförderung oder Lagerung des betreffenden Lebensmittels oder infolge einer Verunreinigung durch die Umwelt im Lebensmittel vorhanden sein können.

Ich bin nicht der Mensch, der stets das Haar in der Suppe sucht, aber ich möchte wissen, wenn da ein Haar in meiner Suppe ist bzw. sein kann! Ich möchte die Wahl haben! Ich möchte selbst entscheiden! Und genau so verfahre ich auch beim Thema Acrylamid.

Gerade in der letzten Woche haben sich die Schlagzeilen zur neuen EU-Verordnung zur Senkung des Acrylamidgehaltes nur so überschlagen.

(Genaueres zur Verordnung und alles rund um das Thema Acrylamid findet ihr in meinem Blogbeitrag „Reduzierung von krebserregenden Acrylamid“. )

In vielen dieser Schlagzeilen ging es jedoch „nur“ um die Pflicht der Lebensmittelhersteller, was an sich auch korrekt ist. Und ich möchte die Verantwortung der Lebensmittelhersteller auch nicht in Frage stellen. Dennoch bleiben die Endverbraucher in allen geführten Diskussionen außen vor. Und genau das ist falsch. Denn gerade wir Endverbraucher, du und ich, können erheblich etwas dazu beitragen den Acrylamidgehalt nicht unnötig in die Höhe zu treiben. Aber das wissen die Wenigsten.

Die Medienwelt ist wieder einmal Opfer ihrer fehlenden Fachkompetenz geworden. Anstatt die Bevölkerung, ihre Leser, über deren eigene Möglichkeiten zur Senkung des Acrylamidgehaltes zu informieren und zu sensibilisieren, hat die Medienwelt nichts weiter getan als eine politisch korrekt verfasste Verordnung als das Heilmittel für das böse, ungewollte und krankmachende Acrylamid darzustellen.
Und was lernt der Leser daraus? Die Verordnung hat für die Lösung eines schon seit langer Zeit ignorierten Problems gesorgt und ich muss mir keine Sorgen machen. Falsch.

Der Lebensmittelindustrie ist das Thema Acrylamid überhaupt nicht neu und es wird kaum einen Hersteller geben, der nicht schon in den vergangenen Jahren entsprechende Acrylamiduntersuchungen gemacht hat und bereits die Minimierungsmaßnahmen umgesetzt hat. Und mir ist auch nicht bekannt, dass auch nur ein Hersteller laut aufgeschrien hat, als die Verordnung im Anmarsch war. Aber hat sich mal jemand gefragt, warum das so ist? Die Antwort ist einfach: Weil die Lebensmittelindustrie nicht ansatzweise überrascht oder gar auf falschen Fuß ertappt wurde. Die Einzigen, welche aus der Verordnung ein Drama gemacht haben waren die Medien und deren Leser.

Und aufgrund der fehlenden Weitsichtigkeit, mangelnder Fachkompetenz oder auch einfach der Schlagzeilengier unserer Journalisten, hat man dem Leser mal direkt seine Mündigkeit abgesprochen und ist mit keiner Silbe, auf die meines Erachtens nach, viel größeren Acrylamidverursacher eingegangen: dem Endverbraucher.

Jetzt werden viele Aufstöhnen getreu dem Motto: „Immer auf den Kleinen“, aber wer mit erhobenen Zeigefinger auf die böse Lebensmittelindustrie zeigen kann, der muss sich auch an seine eigene Nase packen können. Und ich bin davon überzeugt, dass es den meisten Verbrauchern nicht bewusst ist, wie sie den Acrylamidgehalt tagtäglich fördern und damit letztendlich zu sich nehmen.

Gerade in unserer heutigen Leistungsgesellschaft, wo niemand Zeit hat und die Nahrungsaufnahme zur Nebensache wird, ist die Praxis sein Essen mal eben sehr schnell warm zu machen leider zur Routine geworden. Und genau hier liegt das Problem. Acrylamid entsteht durch das schnelle Erwärmen bei hohen Temperaturen und die fangen bei 150°C an. Es macht nachgewiesener Maßen einen entscheidenden Unterschied, ob ich mein Pommes frites mit 180°C backe als mit 170°C bei identischer Temperatur. Das Kantonale Labor in Zürich hat in Tests festgestellt, dass der Acrylamidgehalt bei 180°C doppelt so hoch ist. Also lieber mit weniger Temperatur arbeiten!

Ich saß neulich mit einem langjährigen Freund beim Frühstück und so lange wie wir uns kennen, isst er seinen Toast mehr als gut gebräunt. Für ihn sind das Röstaromen, auf welche er nicht verzichten will. Und er hat ja nicht unrecht. Aber mit einem Röstaroma geht unweigerlich Acrylamid einher. Und desto stärker die Bräunung des Toasts desto höher ist der Acrylamidgehalt.

Ein weiteres Indiz für die vermehrte Bildung von Acrylamid ist der Anteil an Invertzucker, wie Glukose und Fruktose. Desto mehr Zucker im Produkt enthalten ist, desto mehr wird die Acrylamidbildung gefördert. Die Lebensmittelindustrie hat hier bereits reagiert und setzt beispielsweise für die Herstellung von Kartoffelprodukten auf Kartoffeln mit geringen Zuckeranteil. Bei Kartoffeln ist auch die Lagerung entscheidend, denn bei sehr kühler Lagerung wird sehr viel Zucker freigesetzt, was wiederum den Acrylamidgehalt bei der Zubereitung entsprechend erhöht.

Und nun mal ganz ehrlich. Welchen Zuckergehalt haben eure Kartoffeln und wie lagert ihr eure Kartoffeln? Und wie braun lasst ihr eure Bratkartoffeln werden? Das wird wohl kaum jemand beantworten können. Aber vielleicht habt ihr jetzt einen Anreiz bekommen, euch ein wenig mehr Gedanken!?

Ich möchte in diesem Sinne einfach an die Vernunft eines Jeden appellieren. Ist es wirklich notwendig, dass die Bratkartoffeln super knusprig sind, die Pommes frites stark gebräunt und die Frühstücksbrötchen innerhalb kürzester Zeit goldbraun sein müssen? Ich denke jeder kann etwas zur Minimierung des Acrylamidgehaltes beitragen.

Und ganz wichtig: Wenn etwas stechend, beißend riecht, kann das nicht förderlich für die Gesundheit sein und nichts anderes ist der Geruch von verbranntem Essen!

Wer sich einen Überblick über die täglich zugeführte Menge an Acrylamid verschaffen will, ist auf der Internetseite des Bundesinstitut für Risikobeurteilung gut beraten. Hier hat man einen Rechner bereitgestellt, welcher die Acrylamidaufnahme pro Tag und Kilogramm Körpergewicht ermittelt.

Fakt ist: Wenn der Endverbraucher sich seiner enormen Einflussnahme nicht bewusst ist oder gar ignoriert, kann die Lebensmittelindustrie sich noch so sehr um die Minimierung des Acrylamidgehaltes bemühen. Schlussendlich liegt es an einen Jeden selbst, sich vor dem „Schaden“ zu schützen.

Was beschäftigt euch gerade zum Thema Acrylamid? Schreibt mir doch gerne in die Kommentare!

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