Anuga FoodTec – komplette Reizüberflutung

Wie es der ein oder andere schon mit bekommen hat (via Facebook) war ich am  vergangenen Freitag auf der weltweit führenden Messe der Lebensmittelindustrie, der Anuga FoodTec in Köln. Und eines kann ich schon vorneweg sagen: Es war mal wieder großartig.

Wer die Anuga FoodTec nicht kennt, den möchte ich diese Messe kurz erläutern. Alle 3 Jahre findet die Anuga FoodTec in Köln statt und ist mit seinen über 1500 Ausstellern  aus mehr als 45 Ländern die weltweit führende Messe der Lebensmittelindustrie. Auf insgesamt 8 Hallen verteilen sich die Aussteller themenbezogen bzw. fachbezogen auf die einzelnen Hallen.  In diesem Jahr gab es allein 4 Hallen zum Thema Prozesstechnologie. Hier konnte man alles finden, was der Grundnahrungsmittelindustrie bedarf. In 3 weiteren Hallen war die Verpackungsindustrie verteilt. Dort konnte man einige voll automatisierte Verpackungsmaschinen bestaunen. Und last but not least gab es eine Halle für die Lebensmittelsicherheit und Qualitätsmanagement. Ohne Frage natürlich mein Favorit. Des Weiteren finden täglich an den unterschiedlichsten Positionen bzw. Messeständen Vorträge und Präsentationen statt. Es ist unmöglich auch nur annähernd dem Großteil davon beizuwohnen.

Wenn man so wie ich nur einen Tag auf der Messe hat, muss man sich zuvor einen Plan machen. Was sind die persönlichen Favorites, was will man unbedingt sehen, welchen Vortrag/Präsentation will man nicht verpassen und und und…

So habe ich mich zuvor einen groben Überblick verschafft und dank der Anuga FoodTec App mir eine Liste von Ausstellern erstellt, welche ich unbedingt besuchen wollte. Für mich stand der Plan sehr schnell fest und es war klar, dass ich mich der Halle für Lebensmittelsicherheit und Qualitätsmanagement gleich zu Beginn widme. Dennoch wollte ich versuchen so viel wie möglich auch von den anderen Hallen mitzunehmen.

Und was soll ich sagen. Nach insgesamt 12,5 km und sage und schreibe 21 000 Schritten, ist es mir tatsächlich gelungen jede Halle zu besuchen.

Aber nun zu meinen Entdeckungen…

Mein absoluter Favorit ist das DigiEye der Firma VeriVide aus UK. Die deutsche Firma Carl von Gehlen ist der deutsche Vetriebspartner des DigiEye. Es handelt sich bei dem DigiEye um ein Farbmessgerät. Natürlich ist die Farbmessung keine Weltneuheit an sich, aber dennoch kommen die herkömmlichen Farbmessgeräte schnell an ihre Grenzen, wenn man Produkte mit mehrfarbige Oberflächen oder auch bestreute Produkte messen will. Denn bei dem auf dem Markt sehr weit verbreiteten Spektralphotometern und Kolorimetern wird eine Durchschnittsbewertung durchgeführt.  Das führt in der Praxis, gerade im Bachwarenbereich zu nicht verwertbaren Messwerten. Denn was nutzt mir ein ermittelter Mittelwert meiner Produktbräunung, meiner Suppe, meines Joghurts oder oder oder? Genau. Nichts! Gerade wenn es um die Produktfarbe geht, haben wir oftmals ein Farbspektrum und keinen einheitlichen Farbton. Und genau dass gilt es zu messen. Dazu ist das DigiEye in der Lage. Es führt eine Farbmessung durch und ist dabei in der Lage eine Quantifizierung verschiedener Merkmale der Produktoberfläche durchzuführen. So ist es möglich nur ausgewählte Bereiche einer Probe zu messen oder sich die verschiedenen visuellen Bestandteile prozentual angeben zu lassen. Wenn man z.B. einen Kuchen mit Schokostückchen misst, ist es gar kein Problem sich angeben zu lassen, wieviel Schokostückchen genau im Kuchen enthalten sind. Es wird zudem ein visuelles Muster erstellt, auf welches man stets zurückgreifen kann. Ein weiteres absolutes Highlight dieses DigiEyes ist die Fähigkeit, dass Produkt automatisch zu erkennen und nicht dem Produkt zugehörige Bereiche auszuschneiden. D.h. man kann beispielsweise eine Brezel messen und das DigiEye erfasst automatisch die gesamte Brezel und „schneidet“ die Löcher der Brezel einfach heraus. Das ist definitiv ein großer Fortschritt in der Technologie der Farbmessung. Alle mir bekannten Geräte, welche ich auch wieder in einer Vielzahl auf der Messe finden konnte, benötigt eine relativ große Fläche welche mit dem zu messenden Produkt gefüllt ist. Damit ist eine Brezel, ein Donut usw. also nicht messbar. Auch wenn ich das DigiEye noch nicht persönlich getestet habe, finde ich es dennoch sehr vielversprechend. Ich bin davon überzeugt, dass das DigiEye für viele Branchen, welche mit den bisherigen Farbmessgeräten nicht ans Ziel gekommen sind, die perfekte Lösung ist.

Und dennoch möchte ich die zahlreichen weiteren Farbmessgeräte nicht außer Acht lassen. Es kommt immer darauf an, was genau man messen möchte. Und wenn es um die Messung von einheitlichen Farbtönen geht, wie bei Ketchup, Sahne, Schokomassen usw. dann sind die Farbemessgeräte von Konica Minolta  und HunterLab natürlich ebenfalls eine gute Wahl. Konica Minolta  und HunterLab vertreiben Spektralphotometer und haben sogar Handmessgeräte in ihrem Portfolie, was natürlich eine hohe Flexibilität mit sich bringt.

Die Firma Perten hat auf der Messe die 3. Generation der Diodenzeilen Technolgie NIR vorgestellt. Und ich bin immer wieder beeindruckend, wie dieses System innerhalb von Sekunden Parameter wie Feuchte, Protein, Fett/Öl, Stärke uvm. ermittelt. Ich denke diese Art von Geräten ist in der Zukunft aus kaum einem Labor wegzudenken.

Zum Thema Temperaturerfassung bin ich am Messestand von ebro wieder einmal fündig geworden. Gab es noch bis vor ein paar Jahren unhandliche Temperaturüberwachungsgeräte mit schier endlos langen Kabeln, sind die Mini-Datenlogger von Ebro jetzt kleiner als jemals zuvor. Zum Auslesen dieser kleinen Messgeräte genügt mittlerweile eine Dockingstation und man spart sich auch hier das umständliche Verkabeln mit dem Computer. Von mir ein absoluter Daumen nach oben!

Zum Thema Produktionshygiene bin ich bei der Firma ProfilGate „hängen“ geblieben. Die Hygieneansprüche werden immer höher und das Thema aktive Reinigung und Desinfektion ist ein Kernarbeitsthema in den Produktionsbetrieben. Doch nicht selten wird dann in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen mit „Kanonen auf Spatzen geschossen“ anstatt eine kontinuierlichen Lösung zu suchen. Solch eine kontinuierliche Prozesshygiene bietet die Firma ProfilGate mit ihrem Nassreinigungs- und Desinfektionssystem an. Dieses ist patentiert und schützt vor Schmutzeinschleppung  bzw. minimiert den Schmutzeintrag in die Hygienebereiche. Für mich ein absolutes must-have für verantwortungsvolles, hygienisches Arbeiten!

Ein weiteres, immer mehr in den Vordergrund tretendes Thema ist die Raumluftdesinfektion. Hier habe ich die Firma Qxypharm kennengelernt. Die Firma bietet den Nocospray und den Nocomax an. In diesen Geräten ist eine heizende und ionisierende Turbine verbaut, welche die eingefüllte Flüssigkeit im Raum vernebelt. In der Flüssigkeit  sind 6% Wasserstoffperoxid enthalten, welche für eine Desinfektion der Raumluft sorgen. Was mich außerdem positiv überrascht hat, ist die Möglichkeit weitere Flüssigkeiten einzusetzen. So gibt es auch Flüssigkeiten für Fluginsekten oder andere Schädlinge. Optisch überzeugen die Geräte auf jeden Fall. Ein Nachteil allerdings ist das verwendetet Kunststoffgehäuse. Hier gibt es definitiv noch Nachholbedarf in Sachen Hygienic Design. Aber wer weiß, vielleicht gibt es auch bald die Edelstahlversion!? Aktuell, so wurde es mir gesagt, leider noch nicht. Die Wirksamkeit dieser Geräte wurde wohl schon mehrfach getestet und bestätigt. So liest man es in verschiedenen Berichten auf der Webseite. Wenn das Gerät tatsächlich hält was es verspricht, ist es für einige Prozessbereiche sicherlich sehr hilfreich.

Produktsicherheit steht für alle Mitarbeiter im Mittelpunkt ihrer täglichen Arbeit. Schwierig gestaltet sich dabei oft die Praxis. Ist es theoretisch einfach jegliches Produkt geschlossen zu lagern und zu transportieren, kommt es in der Praxis oftmals zu Problemen im Handling. Deckel sind schwer, unhandlich und nur selten gibt es eine Ablagemögliochkeit für den Deckel. Viele Firmen bieten für dieses Problem Folien als Abdeckung an. Da diese Folien nicht zu fixieren sind und häufig „wegfliegen“, ist das Handling eher komplizierter als praktisch. Hier bietet die Firma verpa Abhilfe mit ihren fixierbaren Foliencovern. Ein kleines Defizit habe ich dann aber doch gefunden: Es gibt keine runden Foliencover und aus der Erfahrung weiß ich, dass es viele runden Kessel usw. gibt.

Als letztes möchte ich noch auf die Firma CAQ AG eingehen, an dessen Stand es sehr voll war und die Anwesenden aufmerksam dem Vortrag zum Thema „Software für die Lebensmittelindustrie“ zugehört haben. Bei diesem Thema bin ich bis jetzt noch nicht so konform, da ich bisher mit solchen Systemen noch nicht gearbeitet habe. Dennoch fand ich die Möglichkeiten dieser Datenbank sehr beeindruckend. Ich freue mich, dass mein geschätzter Kollege Fabian von Kaenel von QPM von Kaenel in naher Zukunft einen Gastbeitrag hier im Blog zum Thema Digitalisierung schreiben und uns über die Möglichkeiten solcher Software-Datenbanken aufklären wird.

Ich habe natürlich noch viel mehr Input gesammelt und hier nur die Highlights meiner Reizüberflutung genannt.

Anuga FoodTec, wir sehen uns auf jeden Fall wieder, 2021…

Und da nach der Messe bekanntlich vor der Messe ist, freue ich mich bereits heute auf die nächste Reizüberflutung auf der Analytika 2018 in München.

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…bis zum nächsten Blogbeitrag…

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